In Scientology gibt es keine Kindheit!

Mit diesem Artikel möchten wir besonders Sozial- / Heilpädagogen, Lehrer, Psychotherapeuten, Politiker und Regierungen ansprechen und erreichen, so dass sie endlich erwachen, im Namen des Kinder- und Jugendgesetzes handeln und entsprechende Massnahmen ergreifen werden.

Wir sind der Meinung, dass in allen Sekten der Schweiz und Europa über das Kindeswohl schonungslos weggeschaut und praktisch nichts unternommen wird – eine sehr beängstigende und erschreckende Feststellung denn die meisten Organisationen verstecken sich unter der «Möchtegern Religionsfreiheit» und Menschenrechte. Ein sehr trauriges Kapitel, welches wir ihnen nun näher erläutern werden.

Ursula Caberta sagt in ihrem Buch:

«Berichte über Schicksale, die sich mit Kindern beschäftigen, erfahren hohe Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft. Wer Kindern etwas antut, der wird gesellschaftlich nicht nur kritisch begleitet, sondern häufig genug geächtet und ausgegrenzt. Kinder zu manipulieren, sie für Zwecke zu benutzen, die sie nicht durschauen können, oder sie körperlich zu misshandeln, das führt zu Recht regelmässig auch zu politischen Diskussionen, die in dem Vorsatz enden, den Schutz von Kindern vor Übergriffen aller Art zu verschärfen.

Die Tatsache der mangelnden Aufmerksamkeit bis hin zu Leugnung des Problems ist immer dann zu verzeichnen, wenn Kinder oder Jugendliche im Licht der gesellschaftlichen Wahrnehmung unauffällig bleiben. Speziell Kinder von Scientologen scheinen zu «funktionieren», sehen ordentlich aus, sind freundlich, und auch die Eltern machen einen nach aussen getragenem akzeptablem Eindruck. Aufmerksame Nachbarn registrieren vielleicht eine gewisse Zurückgezogenheit der Familie, aber bei Begegnungen im Treppenhaus wird immer freundlich gegrüsst und der häufig überquellende Briefkasten wird auch so regelmässig geleert, dass keine nachbarschaftlichen Probleme daraus resultieren. Alles unauffällig, alles eigentlich nett. Die Ereignisse hinter der Tür aber werden nicht erkennbar und somit nicht nur von den Nachbarn nicht wahrgenommen, sondern auch darüber hinaus nicht sichtbar – also auch nicht im gesellschaftlichen Kontext als problematisch erkannt.

Die Kinder haben keine sichtbaren Wunden am Körper; eine Misshandlung ist nicht offensichtlich: keine blauen Flecken, keine gebrochenen Rippen. Nur an den Augen könnte man wahrscheinlich, wenn man genau hinsieht, das Leid erahnen. Aber wer schaut schon so genau hin?»

Was bedeutet eigentlich Kindsein / Kindheit in der fundamentalistischen Scientology Organisation?

Vorweg sollten Sie diese Zeilen des Scientology Gründers L. Ron Hubbard lesen, bevor wir uns in dieses Thema vertiefen werden:

«Kinder sind keine Hunde. Sie können nicht wie Hunde dressiert werden. Sie sind keine kontrollierbaren Gegenstände. Sie sind – lassen Sie uns diesen Punkt nicht übersehen – Männer und Frauen. Ein Kind ist nicht eine besondere Art von Tier, die sich vom Menschen unterscheidet. Ein Kind ist ein Mann oder eine Frau, der oder die noch nicht zur vollen Grösse herangewachsen ist. Jedes Gesetz, das für das Verhalten von Männern und Frauen gilt, gilt auch für Kinder.»

«Kinder sind Erwachsene in einem kleinen Körper»

Laut Hubbard gibt es also keine Kinder im herkömmlichen Sinne – was bereits schrecklich genug ist. Einen Kindheitsbegriff hat Scientology nicht und es gibt auch keine Kindheit im eigentlichen Sinne innerhalb der Scientology Organisation. Eine Kindheit in Scientology bedeutet für die Kinder, die in das System Scientology hineingeboren oder hineingezogen werden, oder wenn die Eltern dieser Organisation beitreten, dass sie nach den Grundsätzen und den Drills von Scientology aufwachsen und erzogen werden. Kinder werden von klein auf in das vorgefertigte gedankliche System «Dianetik» und in Denkschablonen gequetscht, welche sie von sozialen Kontakten und menschlichen Umgang in der Gesellschaft ausserhalb von Scientology entfremden.

Erwachsene treten einer Organisation oder Gruppierung in der Regel freiwillig und mit Eigenverantwortung bei. Bei Kindern und Jugendlichen stellt sich durch die Mitgliedschaft ihrer Eltern diese Frage aber gar nicht. Beispiele zeigen, dass Eltern der Gehorsam zu ihrer «Gruppierung» wichtiger ist als das Wohl ihrer Kinder!

Grundsätzlich kann aber davon ausgegangen werden, dass Kinder eine Zielgruppe von Scientology sind. Bei Scientology werden Kinder durch spezielle «Angebote» in die Welt von Scientology einbezogen. Dabei kommen Anordnungen und Vorgaben des Scientology Gründers L. Ron Hubbard zum Einsatz, die teilweise aber nur in englischer Sprache vorliegen. Kinderbücher wie zum Beispiel «How to use a Dictionary» oder «Grammar» und «Communication».

Bei unseren Einsätzen vor den Scientology Ständen müssen wir immer und immer wieder mit anschauen, wie die Scientologen gezielt auf Kinder / Jugendliche und jungen Eltern losgehen und ihnen Flyers oder Büchlein verteilen. Einmal mussten wir sogar zusehen, wie ein Scientologe das Natel des Kindes in die Hände nahm und etwas eintippte. In diesen Momenten würden wir sehr gerne aktiv eingreifen, aber dies ist uns seitens der Polizei und vom Gesetz her untersagt. Die Kinder, welche alleine oder in einer Gruppe unterwegs sind, sind vor solchen Anwerbemethoden einfach völlig ungeschützt laut dem Schweizer Gesetz ist es völlig legal, Kindern vor Ständen anzusprechen und ihnen Flyers zu verteilen.

Wir greifen nie in ein aktives Gespräch von Scientologen aktiv ein, da wir uns strafbar machen würden. Auch sonst würden wir dies nicht machen, weil unsere Interessen den Passanten und nicht den Scientologen gelten. Die einzige Möglichkeit, die uns also bleibt, ist geduldig abzuwarten und die Kinder oder Jugendliche danach ansprechen und so gut es geht aufzuklären. Oft sagen wir diesen kleinen und wunderbaren Persönlichkeiten, sie sollen dies bitte mit den Eltern oder mit dem Klassenlehrer besprechen und von ihren Erlebnissen erzählen.

Für verschiedene Berichte über Tarnorganisationen, werden auch Scientology Kinder eingesetzt zu Werbungszwecken oder um das Gefühl zu vermitteln – «Scientologen sind Gutmenschen.»

Dazu kommt auch noch dieses hinzu: «Der Begriff der Aufsichtspflicht besagt, dass Kinder angemessen beaufsichtigt werden müssen (entsprechend der konkreten Situation und dem Alter, Charakter und der geistigen Reife des Kindes). Das schweizerische Zivilgesetzbuch betont die Persönlichkeitsrechte aller Menschen, also auch von Kindern und Jugendlichen

In der Stadt Winterthur zum Beispiel die Aufklärungsarbeit der Eltern und Lehrer sehr gut funktioniert. Wir werden sehr oft von den Kindern / Jugendlichen angesprochen und sie teilen uns dann auch mit, dass sie entweder in der Schule oder zuhause über Sekten aufgeklärt worden sind.

Kinder, die unter dem Einfluss der scientologischen Ideologie und des scientologischen Sprachsystems aufwachsen, können dadurch in ihrer intellektuellen, sozialen und sprachlichen Entwicklung massiv beeinträchtigt werden. Mit der ordnungsgemässen und von der Organisation kontrollierten Umsetzung der Leitlinien wachsen Kinder in einem «in sich geschlossenen System» und in einer realitätsfremden oder sogar realitätsfeindlichen Denk- und Sprachwelt heran und werden so zu gesellschaftlichen Aussenseitern in der nicht scientologischen Welt. Das merkt man gut, wenn man mit jungen Aussteigern ein Gespräch führt.

  1. Es ist oft schwierig, sie zu verstehen, da sie im Gespräch oft in die Scientology-Sprache zurückfallen.
  2. Wenn sie im Redefluss sind, erzählen sie von ihrer Geschichte sehr wirr und unverständlich.
  3. Ihnen fehlen oft die normal gebräuchlichen Wörter oder sie verstehen gewisse Redewendungen nicht, weil sie sie zum ersten Mal hören.
  4. Wenn man ihnen als «Aussenseiter» zu menschlich, verständnisvoll und mitfühlend auftreten, kommt oft die Aussage «ihr seid Ex-Scientologen oder sogar Spione von Scientology».
  5. Diese jungen Menschen haben kein «Urvertrauen» aufbauen können, leiden unter einer kognitiven Dysbalance, ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen ist kaum vorhanden und so ziehen sie sich sehr stark aus dem normalen Leben zurück.
  6. Viele von diesen jungen Menschen haben keinen Kontakt zu den anderen Familienmitgliedern mehr. Entweder wurden sie von Scientology «Disconnected – ein sogenannter Trennungsbefehl (sh. Rundschau Bericht vom 21.10.2020» oder sie haben diesen Schritt selbst gewählt.
  7. In Gesprächen hört und sieht man eine gewisse Angst und ein sehr starkes Unwohlsein, wenn sie über Scientology sprechen. Es wurde ihnen je eingetrichtert, dass man am System Scientology keine Kritik ausüben soll, ansonsten folgt postwendend eine Bestrafung.
  8. Da Kinder, die meiste Zeit innerhalb von Scientology verbringen, können manche auch keinen Schulabschluss oder Lehre vorweisen, welche ihnen für die neue Selbstständigkeit ausserhalb des Systems enorm helfen würde.

Kinder sind mit dieser und anderen Technologien völlig überfordert. Für Kleinkinder gibt es «Nursery-Gruppen», die vor allem von Mitarbeitern der Scientology genutzt werden. Sind diese im Schulalter, können sie auch in eine Scientology-Schule gehen. Hier in der Schweiz gibt es z.B. die ZIEL-Schule in Zürich (http://www.appliedscholastics.org/global-locator.html?search=Switzerland), die den gleichen Stoff vermittelt wie eine staatliche Schule, dieser jedoch nach Scientology-Methoden vermittelt wird. Diese Schulen sind privater Natur und müssen von den Eltern bezahlt werden. In diesen Schulen finden sich Kinder von Scientology-Mitarbeitern, wie jedoch auch solche, die überhaupt nichts mit Scientology zu tun haben.

Wenn sie sich mal nicht benehmen, wie sie sollten, werden auch sie einer «Ethik Sitzung» unterzogen mit folgenden Aussagen:

«Pass auf! Du verhältst dich total outethisch (überlebensfeindlich), das ist nicht in Ordnung so. Du enturbulierst (aufwühlen, durcheinanderbringen) hier alle und ziehst alle mit runter. Damit schränkst du das Überleben von uns allen ein, und das ist ein schwerer flunk (Fehler)! So geht das nicht. Ich kann ja verstehen, dass du mal deine Grenzen abchecken willst, aber jetzt bist du schon zu weit gegangen, verstehst du? Schau mal, jeder muss was für das Eigene überleben und auch das der anderen tun, aber du machst genau das Gegenteil, und das ist out-ethisch und nicht okay. Willst du nicht lieber versuchen doch gut drauf zu sein? Damit würdest du dir selbst helfen und zum Überleben beitragen. Dann habe ich dich auch viel mehr lieb, als wenn du so ein Theater machst“.

Sind solche getätigten Aussagen Kindergerecht? Erzieht man so ein Kind? Wenn man als Laie solche Aussagen liest oder sogar von Betroffenen zu hören bekommt, dann wird es einem empathischen Menschen schlecht. Und von den Zuständen in australischen Internaten «Camps genannt» reden wir nicht einmal. Unter den Quellenangaben finden sie einen sehr interessanten Youtube Bericht. Diese «Camps» gibt es leider auch in Europa. Das bekannteste ist in Dänemark. Wo bleibt das Verständnis von Menschenrechten / Grundrechten innerhalb Scientology gegenüber den Kindern?

Zur Erinnerung: «Die Schweiz hat die UN-Konvention über die Rechte des Kindes im Jahr 1997 ratifiziert. Artikel 44 verpflichtet die Staaten, in regelmässigen Abständen bei der Uno einen Bericht vorzulegen, um über Herausforderungen und Fortschritte in der Umsetzung der Kinderrechtskonvention zu informieren.» (https://www.unicef.ch/de/unsere-arbeit/schweiz-liechtenstein/kinderrechte)

und / oder

«Die UNO-Kinderrechtskonvention (KRK) wurde von der Schweiz vor 10 Jahren ratifiziert. Zu diesem Anlass kamen in Bern verschiedene Akteure der Kinderpolitik zusammen, um eine Bilanz über die bisherige Umsetzung der Konvention zu ziehen. Sie kamen zu dem Schluss, dass sich die rechtliche Situation und die Lebensbedingungen der Kinder in den letzten 10 Jahren in der Schweiz verbessert haben. Zitiert werden hier das neue Scheidungsrecht, bei dem Kinder angehört werden sollen, die Strafbarkeit von Kinderpornographie, der Mutterschaftsurlaub und die Vereinheitlichung der Kinderzulagen.

Michael Marugg von «pro Juventute» stellt jedoch fest, dass nur 10% der betroffenen Kinder bei Scheidungen tatsächlich angehört werden und die meisten von ihnen mit der Anhörung unzufrieden sind. Er ist ebenfalls der Ansicht, dass die Einführung des gesetzlichen Mutterschaftsurlaubs von 3 Monaten und die Vereinheitlichung der Kinderzulagen zwar zu einer verbesserten Lage der Kinder führen, und dies auch im Sinne der KRK ist, diese Veränderungen aber nicht aufgrund der KRK gemacht wurden.»

(https://www.humanrights.ch/de/ipf/menschenrechte/kinder/kinderrechte-10-jahren)

Können Sie irgendwo das Thema «Kinderrechte von Sektenkinder» sehen? Wir haben diesbezüglich nichts im Gesetz gefunden und glauben Sie uns eines, ein Sektenkind läuft nicht zur Polizei und beklagt sich nicht über sein zu Hause oder über fragwürdige Erziehungsmethoden. Natürlich nicht. Aber sind Kinder in der Schweiz und weltweit verdammt dazu, alles zu ertragen und dies bis sie Volljährig sind und Scientology verlassen können? Aber dass bis zum Ausstieg ca. 18 Jahre vergehen müssen, weil ihnen niemand hilft oder zur Seite steht, das ist echt schwer verständlich!

Auf unseren Schildern vor Scientology Ständen steht nicht umsonst «Scientology zerstört Menschen und Familien».

Was sagt Scientology dazu: natürlich verneint der Mediensprecher, Jürg Stettler, in seinem vollen Element sogar dieses Thema in der «Club» Sendung und stellt eine Aussteigerin und Experten an den Pranger mit der Mithilfe eines Arztes / Scientologe, Bernard de Uthemann (hier die Sendung: https://www.srf.ch/play/tv/club/video/wie-gefaehrlich-ist-scientology?urn=urn:srf:video:3a9528a8-2986-417d-836b-626f4a70750b).

Öfters geraten Kinder erst im Schulalter in die Sekte. Zum Beispiel durch die Nachhilfeorganisation «ABLE – Association for better Living and Education». Doch auch an Schulen und Kindergärten hält sich Scientology auf. Nämlich mit CCHR / KVPM – laut Scientology «eine Bürgerorganisation für Menschenrechte». Es ist u.a. eine Organisation, welche unter anderem gegen ADHS mobilisiert. Eine andere schockierende Sache, ist, dass auch Puppen «Kumquats» genannt“ angeboten werden, die eigentlich ganz harmlos, aber im Grunde genommen eine Vorstufe für das Auditing sind, denn man kann mit ihnen das «Erinnern» üben und auf der Zeitleiste Engramme (negative Erfahrungen) aufspüren. In einem Basler Kindergarten wurde diese Puppe, nach Einschulung des Pädagogen, von der Kindergärtnerin ahnungslos eingesetzt.

Auch die Scientology Tarnorganisation «der Weg zum Glücklichsein» verteilt ihre farbig / kindlich aussehenden Büchlein zur Weihnachtszeit an der Bahnhofstrasse als Samichlaus oder Ängeli an Kinder und Eltern aber im Büchlein gibt es Themen wie «Wechselnde Sexualpartner», «Morden sie nicht» und «Tun sie nichts Illegales». Was haben diese Büchlein in Kinderhänden zu suchen? Auch bei unserem letzten Auftritt am 31.3.21 in Winterthur wurden diese Büchlein verteilt, dieses Mal jedoch nur an Erwachsene.

Kinder «ziehen» das gleiche Programm wie die Erwachsenen durch, d.h.: Sie belegen die gleichen Dianetik Kurse und nehmen an zahlreichen Auditings teil. Wir fragen uns, welche seelischen Auswirkungen / Folgen es geben könnte, wenn Kinder diese Kurse und Auditings machen – immer und immer wieder? Oft halten selbst die Erwachsenen diese Auditings kaum aus und die weltweiten Gerichte drücken sich meistens davor, etwas gegen diese «manipulative Vorgehensweise» zu tun – man verweist auch in diesem Thema gerne auf die Schweizer Bundesverfassung (BV) sichert die Glaubens- und Gewissensfreiheit in Artikel 15:

1Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist gewährleistet.

2Jede Person hat das Recht, ihre Religion und ihre weltanschauliche Überzeugung frei zu wählen und allein oder in Gemeinschaft mit anderen zu bekennen.

3Jede Person hat das Recht, einer Religionsgemeinschaft beizutreten oder anzugehören und religiösem Unterricht zu folgen.

4Niemand darf gezwungen werden, einer Religionsgemeinschaft beizutreten oder anzugehören, eine religiöse Handlung vorzunehmen oder religiösem Unterricht zu folgen.“

Hier ein zwei Aussagen von Aussteigern (Sektenkinder):

Andrea Buschor erzählt im SRF Rundschau Bericht vom 21.10.2020 mutig vor laufender Kamera wann und warum sie den Entschluss gefasst hat aus dieser geldgeilen Weltorganisation auszusteigen: «Die Zweifel kamen bei mir mit 14 Jahren, als ich erkrankte und vom Arzt Antibiotika verschrieben bekam. Als dies meine Mutter erfuhr, nahm sie mir die Medikamente weg und ich musste nochmals zum Arzt, um sie im Geheimen einzunehmen. Hier begann ich zu hinterfragen, warum es eine Religion gibt, welche verbietet, Medikamente bei Erkrankungen einzunehmen.»

Der Bruder von Andrea musste z.B. bis zum 18. Lebensjahr für den Ausstieg warten. Für seinen Ausstieg aus dieser Gemeinschaft erhielt er die nötige Hilfe von der Schwester und ihrem Partner.

Andrea Buschor wurde mit dem offiziellen Schreiben von Scientology Basel «disconnected», das bedeutet, dass der Kontakt zur Gemeinschaft und Familie untersagt wurde (sh. Videos: die Trennung von den Eltern: https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/scientology-aussteigerin-andrea-buschor-liest-den-brief-ihrer-mutter-vor-?urn=urn:srf:video:9fd0ad52-c9c3-45cf-83dc-147a294dc285 und die Trennung mit der Schwester: https://www.srf.ch/play/tv/news-clip/video/die-scientology-aussteigerin-andrea-buschor-spricht-ueber-die-trennung-von-ihrer-schwester-?urn=urn:srf:video:033933d5-607f-413b-a3eb-63cf7dc38d70).

Der Mediensprecher, Jürg Stettler wurde vor laufender Kamera zu diesem Fall befragt und er hat diese weltweite angewendete Methode verneint (sh. Video: https://www.srf.ch/play/tv/news-clip/video/juerg-stettler-sprecher-von-scientology-schweiz-spricht-ueber-die-trennung-von-mitgliedern-?urn=urn:srf:video:9652cffa-35f7-472a-84e3-a789508429e3). Alleine schon seine Aussage, «niemals, dä Stuss wo verbreitet wird – niemals, der Blödsinn, welcher verbreitet wird» und seine körperliche Haltung mit der Aussage «er hätte zu seinem Sohn, trotzdem dass er ausgestiegen ist, ein gutes Verhältnis» sprechen Bände.

Hier ein kurzer Abschnitt des Interviews mit Anastasia (der Name wurde von uns geändert): Wurde in der Kirche offen über Gefühle gesprochen? «Nein». Die Scientology verspricht mehr Lebendigkeit. Kannst Du diesem zustimmen? Hast Du persönlich diese Chancen erreicht? «Nein, habe ich nicht erreicht. Wurde mir aber so vorgespielt, indem es mir z.B. sehr schlecht ging und alle um mich herum sagten, wie gut ich doch aussehe und wie erfolgreich ich war, obwohl das nicht stimmte. Das führte in mir selbst zu sehr grossen Problemen, weil ich nie wusste, ob ich jetzt meiner eigenen Wahrnehmung vertrauen kann, weil mein ganzes Umfeld ja etwas anderes sagte.»

Welches war Dein Beweggrund zum Ausstieg? «Mir ging es psychisch sehr schlecht, hatte dauernd Suizidgedanken und sonstige psychiatrische Störungen, sah immer mehr, wie zerstörerisch und absolut Scientology eigentlich ist. Und wie viel Lügen sie verbreiten und die manipulativen Methoden anwenden. Ich habe den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen und bin ausgestiegen.»

Über diese Aussteigerin werden wir ihnen in einem der folgenden Artikel mehr darüber berichten, weil dies sonst die Lesenszeit sprengen würde. Das wichtigste vorweg ist, Jürg Stettler der Mediensprecher und OSA Chef Schweiz benutzt auch in diesem heiklen Thema «die Umkehrung der Tatsachen» und stellt jeden Aussteiger als unglaubwürdig und kriminell hin. Als Leser wissen sie durch unsere vorherigen Artikel ja, dass alle Kritiker / Gegner unterdrückerische Personen / antisoziale Persönlichkeiten sind und wenn man so «abgestempelt» wurde, so darf man von allen Scientologen weltweit angegangen werden.

Es gibt Scientology intern eine «Schwarze Liste», auf welcher alle unterdrückerische Personen namentlich mit Foto publiziert werden. Somit werden sie vielleicht besser verstehen, wie gross die Angst von Aussteigern wirklich ist, sich kritisch in der Öffentlichkeit über Scientology zu äussern. Viele von ihnen schweigen auch, um den Kontakt zu den Eltern nicht zu verlieren.

Im Buch «Sektenkinder» wird der psychologische Aspekt mit den passenden Interviews gut unter die Lupe genommen. Bei allen Sektenkindern fehlt seit Geburt die natürliche und normale Bindung zu den Eltern. Diese Kinder erhalten kaum die Anerkennung und Wertschätzung der Eltern und mit der fehlenden Elternliebe wird das «Urvertrauen» so manipuliert und erheblich gestört. So bleiben die wesentlichen kindlichen Bedürfnisse nach Liebe, Nähe und Vertrauen unerfüllt. Zudem erhalten diese Kinder gar nicht erst die Möglichkeit, die Menschlichen Tugenden wie z.B. Mitgefühl, Selbstliebe, Selbstakzeptanz aufzubauen. Es sind gefangene Menschen in einer Hülle ohne Gefühle.

Der Bericht vom Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg (2007), auf Seite 226:

«Die Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen gehörte 2007 offensichtlich zu den vorrangigen Zielen der Scientology. Auch in Hamburg wurde von Scientologen, die zu ApS gehören, Nachhilfeunterricht angeboten. Zugleich unterhält ApS eine Scientology-Schule kurz hinter der deutschdänischen Grenze in Bjerndrup, in der Hamburger Scientologen unterrichten und nach früheren Scientology-Angaben „zahlreiche Kinder aus Hamburg und anderen Teilen Deutschlands“ untergebracht waren. Aktuelle Zahlen liegen nicht vor. In dieser Schule wird nach der Methodik des Scientology-Gründers L. Ron HUBBARD unterrichtet. Die paramilitärische Sea Org sieht die dortigen Kinder als Rekrutierungspotential. In East Grinstead / Grossbritannien befindet sich eine „Cadet School“, in welche Kinder als Nachwuchs für die Sea Org ausgebildet werden. 2007 wurden dafür SO-intern Mitarbeiter gesucht: „Hättest Du Interesse mit Kindern zu arbeiten?“

In der Veröffentlichung «Das System Scientology» des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration» steht u.a.:

«Nachhilfeprogramme von Scientology bieten zum Teil verdeckt, zum Teil aber auch offen nach scientologischen Regeln ablaufende Kurse für Kinder und Erwachsene an. Kinder werden somit früh unterschwellig und spielerisch in scientologische Denkweisen eingeführt.»

«Wie beeinflusst Scientology Kinder und Jugendliche?

Scientology hat ein grosses Interesse daran, frühzeitig Mensch an sich zu binden, und setzt daher gegenüber Kindern und Jugendlichen spezielle Anwerbestrategien ein. Die scientologische Ideologie betrachtet Kinder als «Erwachsene in kleinen Körpern» und erkennt grundlegende Schutz- und Entwicklungsbedürfnisse nicht an:

Ein Kind ist ein Mann oder eine Frau, der oder die noch nicht zur vollen Grösse herangewachsen ist. Jedes Gesetz, das für das Verhalten von Männern und Frauen gilt, gilt auch für Kinder.»

Auch in Dänemark kamen Schweizer Kinder unter, die heute nichts Schönes zu berichten haben.

Sollten unter den Leser Aussteiger darunter sein, bitten wir Euch an dieser Studie von der Universität Zürich anonym teilzunehmen.

Beschreibung der Studie: Umfrage zur Erfassung psychischer Belastung und Resilienz (psychische Widerstandskraft) nach Austritt oder Ausschluss aus einer (fundamentalen) christlichen Glaubensgemeinschaft PD Dr. Myriam V. Thoma, Universität Zürich Probandinnen und Probanden für wissenschaftliche Studie gesucht.

Für eine wissenschaftliche Studie suchen wir 600 ehemalige Mitglieder einer (fundamentalen) christlichen Glaubensgemeinschaft (z.B. Zeugen Jehovas, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten…), die über 18 Jahre alt, deutscher Muttersprache oder mit guten Deutschkenntnissen und wohnhaft in der Schweiz oder in Deutschland sind.

Anmerkung: als ehemalige Mitglieder zählen auch Personen mit einem starken Gefühl der Zugehörigkeit, ohne regulär der Glaubensgemeinschaft beigetreten gewesen zu sein.

Ziel der Studie: Wir untersuchen die persönlichen Erfahrungen von Mitgliedern einer (fundamentalen) christlichen Glaubensgemeinschaft im Rückblick. Dabei interessieren uns die Erfahrungen während der Mitgliedschaft, die Gründe und Umstände des Austritts/Ausschlusses sowie die gesundheitlichen, psychischen und sozialen Folgen.

Ablauf und Dauer der Studie: Es handelt sich um eine anonyme Online-Befragung, auf welche über einen Link zugegriffen werden kann. Der Fragebogen wird ca. 30-40 Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Die Online-Befragung kann jederzeit durchgeführt werden.

Aufwandsentschädigung: Keine. Alle Daten werden vertraulich behandelt. Für die Studienteilnehmenden ergibt sich kein medizinischer Nutzen. Falls Sie an einer Studienteilnahme interessiert sind und oben genannte Kriterien auf Sie zutreffen, können Sie über obenstehenden Link auf die Studie Zugriff nehmen.

Der Link: https://ww3.unipark.de/uc/landis_Universit__t_Z__rich__Psy/36c4/

Das Thema Kinder in Scientology ist der Bereich, wo wir als Aktivisten und nicht Fachpersonen am emotionalen Limit laufen. Das gehörte Leid ist unglaublich und sehr präsent, dass wir oft in unseren vier Wänden bildlich schreien müssen. Solche Geschichten dürfen allen verantwortlichen Menschen in der Schweiz nicht einfach aus den Händen gleiten. Aus diesem Grunde suchen wir jetzt nun schon über 2 Jahre gut ausgebildete Psychotherapeuten. Und eines können wir Ihnen sagen, es handelt sich hierbei um ein sehr schwieriges Unterfangen. Eine Weiterbildung im Thema «Sekte» besuchen die wenigsten oder es wird gar nicht erst angeboten. Wie auch das Thema Kinder in Sekten in der Schweiz, Europa und weltweit viel zu wenig Beachtung findet.

Wir könnten noch mehr erzählen, aber dieses Thema sprengt die redaktionelle Arbeit und genau in dem Bereich «Flucht aus der Sekte» stehen die Aussteiger oft in der Welt alleine da und ohne jegliche Hilfestellung. Dabei wäre dies genauso wichtig.

Quellenangaben:

Berichte über Sektenkinder:

Bücher über Sektenkinder:

  • Allgemein über Sektenkinder ist das Buch «Sektenkinder» von Kathrin Kaufmann, Laura Illig, Johannes Jungbauer – ISBN 978-386739-182-5
  • Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht von Jenna Miscavige Hill, Lisa Pulitzer – ISBN 978-3-442-74796-2
  • Kindheit bei Scientology: Verboten! von Ursula Caberta – ISBN leider vergriffen

10 Kommentare zu „In Scientology gibt es keine Kindheit!

Hinterlasse einen Kommentar