Ein tiefes Trauma – Kindheit in Scientology Teil 2

Vorweg: Gerne hätten wir hier ein Interview mit einem Aussteiger veröffentlicht, aber leider ist dies im Augenblick nicht möglich. Es gibt tatsächlich extrem wenige Aussteiger, die über ihre Zeit in Scientology erzählen, da man ihnen jahrelang eingetrichtert hat, sich nicht kritisch zu äussern. Zudem unterschreiben einige bei ihrem Ausstieg sogar eine interne Verzichtserklärung, damit sie weiterhin mit ihren Eltern Kontakt haben können oder aber es wird wegen kritischen Äusserungen der sogenannte «Disconnect», der Trennungsbefehl ausgesprochen (trotz Beweisen streitet dies Scientology immer wieder ab). Die Methoden, die ihnen dann seitens Scientology blühen könnten, haben wir in unseren vorhergehenden Artikeln ausführlich erklärt. Diese schon fast panische Angst und die tiefe Bewusstseinsveränderung (Gehirnwäsche) ist bei Ex-Scientologen auch nach Jahrzehnten sehr stark verankert und hinterlässt ein tiefgehendes und schweres «Trauma». Für uns «ausserhalb» von Scientology, sprich für uns in der «Aussenwelt», ist dies weder greifbar noch verständlich. Um Sektenkinder schützen zu können, haben wir uns entschieden, nur ein paar Passagen eines neuen aufgezeichneten Interviews und natürlich ohne Namen als Beispiel zu bringen.

Bei unserer friedlichen Aktivisten-Arbeit erleben wir ja wirklich einiges und dazu gehören auch persönliche Kontakte mit betroffenen Menschen, sei es betroffene Eltern, die eines oder mehrere Kinder an die fundamentalistische Scientology Organisation verloren haben oder sei es eine Tochter oder ein Sohn, welche berichten, dass die Eltern hineingeraten sind. Aber wir hatten auch bereits Gespräche mit sehr mutigen und älteren Aussteigern oder eben mit Sektenkindern.

Seit wir uns mit dem Thema Scientology tiefgehend befassen, haben wir immer wieder festgestellt, dass die Indoktrination und die Bewusstseinsveränderungen bei sehr vielen Aussteigern noch derart stark vorhanden sind, dass bereits eine einfache Befragung, ein Interview über das Erlebte, bereits ein Problem darstellt. Die vielen Erfahrungen, die wir sammeln konnten, haben gezeigt, dass vorhandene psychische Schäden bereits in sehr jungem Alter entstehen. Durch unsere Arbeit sind wir in den letzten Monaten auch mit anderen ehemaligen Sektenmitglieder in Kontakt gekommen und wir haben gravierende Unterschiede festgestellt.

Klar ist aber, dass jeder Aussteiger und es spielt keine Rolle aus welcher Sekte, wegen dem Trennungsbefehl (kein Kontakt erlaubt mit der Familie und Freunden) extrem darunter leidet. Kein Wunder, denn für uns «Normalos» ist dies ein unvorstellbares Gefühl oder Situation, da wir von klein auf gelernt haben, dass im Leben auch Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen und sogar Streit Platz haben müssen. Bei einem Streit kann man heftig miteinander diskutieren, auseinander gehen und vielleicht wieder zueinander finden. Aber in Sekten wie z.B. bei Scientology ist das

  • nicht möglich, da jegliche Kritik untersagt wird und falls doch, ist man als Scientologe mit einem «Wissensbericht» verpflichtet, den anderen intern zu verpfeifen. Somit wird eine gesunde Streitkultur intern völlig blockiert und man kann die Mitglieder dadurch natürlich viel besser kontrollieren, einschüchtern und manipulieren.

Versucht man die Aussteiger genau darauf aufmerksam zu machen, hört man postwendend verletzende Worte, welche Scientology ihren Mitgliedern eingetrichtert hat und diese werden dann als «Selbstschutz» gegen Andersdenkende und Kritikern eingesetzt. Immer wieder mussten wir feststellen, wie stark diese Methode im Gedächtnis der Aussteiger tief verankert ist und als «Waffe» zur Verteidigung im Alltag benutzt wird. Dieses Verhalten dürfen und nehmen wir den den Aussteigern überhaupt nicht übel – im Gegenteil, alle Aussteiger können wirklich sehr stolz auf sich sein, den Austritt aus einer Sekte geschafft zu haben – auch wenn das Leben «danach» ganz und gar nicht einfach ist!

Diese Manipulation und Gehirnwäsche, welche zur Basis von Scientology gehört, wird bei Kindern früh angewendet und geschult. Ursula Caberta schreibt in ihrem Buch «Kindheit bei Scientology – Verboten!» folgendes:

«In der Dianetik wird dieser Grundstein für das Denken und Handeln von Scientologinnen und Scientologen durchgängig vermittelt. Diese Verinnerlichung ist die Vorgabe, um den menschlichen Verstand in zwei Teilen zu teilen, nämlich einen reaktiven und einen analytischen. Der analytische Teil ist derjenige, der zu aktivieren und von störenden Elementen, die sich im reaktiven Teil des Gehirns quasi abgelagert haben, zu befreien ist. Diese störenden Ablagerungen nennt die Scientology Engramme und erst nach Löschung der gesamten störenden Elemente ist das Gehirn im Stande alle Probleme des täglichen Lebens zu bewältigen. Gemäss den Erkenntnissen von L. Ron Hubbard besteht der Mensch aus drei Teilen: dem Körper, dem Verstand und eine Art geistigem Wesen, dem Thetan».

Frau Caberta versucht in diesem Absatz mit sehr wenigen Worten ein extrem umfassendes Thema zu veranschaulichen. Leider ist dies für Nicht-Scientologen fast nicht erklärbar und selbst langjährigen Kennern fällt es nicht immer leicht, diese Komplexität vollends zu verstehen. In den ersten von uns geschriebenen Artikeln haben wir versucht, dies so gut wie möglich zu erklären. Bei Interesse lesen sie bitte «Die Anfänge der Scientology-Kirche», «Scientology und die Brücke zur Sklaverei» oder unser erster Artikel vom 29. November 2020 «Wer ist die hartnäckige und humorvolle FASA und woraus besteht ihre ehrenamtliche Arbeit».

«Es ist möglich, ein Kind jeder Altersstufe, nachdem es sprechen gelernt hat, zu auditieren.» (L. Ron Hubbard: Kinder-Dianetik, 1983, S. 67)

«Nach diesem Satz zum Thema Kinder wird allen klar, die jemals das «Hubbard-E-Meter» gesehen haben, warum z.B. auch kleine Blechdosen mit in den Koffer des Gerätes gehören. Das «Auditing» mit Hilfe des E-Meters ist eines der zentralen Verfahren in der Scientology Organisation und Kinder sollen bereits früh damit konfrontiert werden.

Um zu begreifen, warum Eltern ihren Kindern dieses Verfahren schon möglichst früh antun, ist immer wieder daran zu erinnern, dass auch die scientologisch trainierten Gehirne der Eltern das Ausmass und die Auswirkungen der Verfahren nicht mehr realisieren. Sie sind von der Lehre des geistigen Wesens, des «Thetan», dessen Befreiung voranzubringen ist, überzeugt. So interpretieren diese Eltern selbst ihr eigenes Verhalten als rücksichtsvoll und berufen sich dabei auf dem Buch «Kinder-Dianetik»».

Diese obenerwähnte Passage von Ursula Caberta bestätigt uns die Aussagen von Aussteiger, dass die Kinder von Beginn ab der Scientology Methode / Technologie ausgesetzt werden. Das heisst zum Beispiel, dass die Kinder mit ihren Eltern zwar sprechen können, jedoch wird dann bald versucht, mit einer L. Ron Hubbard Technologie (LRH-Tech) das Problem zu lösen. Die Kinder können das nicht von sich aus machen, denn für die Anwendung braucht es immer ein Gegenüber, welcher den Weg aufzeigt, der gelaufen werden muss – natürlich streng nach Vorschrift! Und auch die Kinder müssen sich in Acht nehmen, sonst wird ein «Wissensbericht» geschrieben, welcher von jedem Scientologen verfasst werden kann oder die nächsten «Auditings» werden zum grösseren Problem.

Zu dieser Erziehungsmethode schreibt Ursula Caberta weiter:

«Vielleicht hilft es, sich die Definition des Verstandes in der Dianetik und bei Scientology als eine Art Computer vorzustellen. Der Apparat muss funktionieren, Fehler müssen gelöscht werden oder möglichst so repariert werden, dass einmal aufgetretene Problem nicht wieder auftaucht. Man löscht Störendes oder nicht mehr Benötigtes einfach von der Festplatte. Solche Löschvorgänge – die durch entsprechende Übungen und Verfahren auf das Gehirn eines Menschen übertragen werden, damit er «funktioniert» – bezeichnen die Kritiker der Scientology mit dem Begriff «Gehirnwäsche». Die Umsetzung dieser Löschverfahren heissen in der Dianetik und der Scientology «Prozessing». Da jedes menschliche Wesen, und sei es noch so klein, nach der Lehre den zweigeteilten Verstand hat und aus den genannten drei Teilen besteht, ist auch bei den Kleinsten bereits «Prozessing» erforderlich. Entsprechend setzen die scientologisch funktionierenden Eltern ihre Sprösslinge diesem Prozess aus.»

Somit sind die Aussagen von ehemaligen Sektenkindern, welche sich für uns sehr militärisch anhören, nicht verwunderlich. Zum Beispiel «ich musste mit meinen Problemen selbst klarkommen und selbst einen Ausweg finden. Ich musste den Fehler bei mir suchen und nicht bei anderen und schon gar nicht in der Scientology Methode. Wenn mein Papa wegen meinen schulischen Problemen bei dem Lehrer antraben musste, hatte er immer eine passende Ausrede dafür und verharmloste mein Verhalten plausibel. Meine Eltern haben uns Kinder nie eine Gutenachtgeschichte im Bett vorgelesen oder ich habe nie auf dem Schoos von meinen Eltern gesessen und mit ihnen gekuschelt. Für Scientology Kinder gibt es einen sehr strikten Tagesablauf und Ausnahmen sind nicht erlaubt.»

Mit dieser Methode ist es keinem Sektenkind möglich, eine natürliche und lebenswichtige Beziehung mit den Eltern und der Gemeinschaft aufzubauen. Man unterbindet das natürliche Vertrauensverhältnis und lässt kein Urvertrauen für das zukünftige Leben gedeihen. Sogar in den Scientology Horten werden die Kinder von morgen früh bis abends spät so behandelt. Dies bestätigt uns ein junger Aussteiger, welcher auch dort gearbeitet hat. Dort können die Scientology Eltern ihre Kinder früh am Morgen abgeben und spätabends nach dem eigenen Studium abholen. Die Hort-Erzieherinnen sind selbst Scientologinnen und wissen, wie sie mit diesen Kindern umzugehen haben. Dazu gibt’s ja das Buch «Kinder-Dianetik», an das sich weltweit alle Scientologen daranhalten. Die Erziehung eines Kindes übernehmen nicht nur die Eltern, sondern alle anderen Scientologen dürfen sich in die Erziehung einmischen.

Die Kinder, diese kleinen Persönlichkeiten, werden also von Beginn an so brutal manipuliert und psychisch umgepolt, dass sie bei einem Ausstieg fast nicht fähig sind, alleine zu überleben. Sie finden sich im Leben ausserhalb einer Sekte fast nicht zurecht und einige Aussteiger leben vom Sozialamt und / oder von einer IV-Rente mit Ergänzungsleistungen. Eine Lehre zu absolvieren ist sehr schwierig, da es für sie sehr schwierig ist, eine Lebensperspektive zu sehen und einige haben auch gar keine Idee, welcher Job ihnen überhaupt Spass machen würde. Zudem sind sie psychologisch kaum belastbar und ziehen sich sofort ins Schneckenloch zurück, da sie nicht gelernt haben, offen und konstruktiv darüber zu sprechen. Auch dies ist wiederum keine Wertung, sondern wir erzählen einfach von verschiedenen Erlebnissen.

Wir haben auch schon den Satz gehört, der uns immer und immer wieder beschäftigt:

«Körperlich sind wir frei, im Kopf aber gefangen» (sh. Bericht unter Quellen). Und die ihnen «übertragenen» Lehren besagen, dass die «Aussenwelt» böse ist und nur die scientologische Gemeinschaft «gut» ist.

Wie hat uns eine Aussteigerin erzählt:

«Für jedes Problem gibt es eine Erklärung / ein passender Lösungsansatz und ich / wir haben diese dann nach den Lehren vom Gründer L. Ron Hubbard gehandhabt.

Auch wird Wert daraufgelegt, dass die Kinder einer sportlichen Aktivität nachgehen, jedoch gab es keine Arztbesuche (auch wenn in den offiziellen Schriften etwas anderes erwähnt wird, nämlich, dass man bei Beschwerden zum Arzt gehen soll, was man aber unter dem mündlichen ausgesprochenen Druck nicht macht). Schmerzen werden ausgehalten, Medikamente gibt es nicht (auch hier widerspricht Scientology). Viele Symptome werden höchstens mit Vitaminen behandelt, die vorzugsweise aus Amerika kommen.

Es gab zwar Freundschaften ausserhalb der Gemeinschaft, die hielten aber nicht so besonders. Geburtstags-Geschenke bekam ich, aber es wurde mit niemanden gefeiert». Das ähnliche Bild sieht auch bei der Möchtegern-Taufe aus. Scientology kennt im ursprünglichen Sinn dieses religiöse Ritual nicht, «wir nehmen kein Bezug auf eine Gottheit. Bei Scientology wird nur von einem leitenden Mitarbeiter bei einem Zusammentreffen ein Kind in die Gemeinschaft aufgenommen und den Namen genannt.»

Auch mit diesen Aussagen bestätigt man uns, dass bei Scientology keine uns bekannte und gewohnte Eltern-Kind-Beziehung existiert, was wir als normales Leben kennen. Und im Buch «Sektenkinder – von K. Kaufmann, L. Illig und J. Jungbauer» wird diese unmenschliche Haltung von Sektenangehörigen gut erklärt und auseinandergenommen. Bei diesem normalen und menschlichen Akt fehlt allen Sektenkindern die natürlichen Beziehungen zu den Eltern und somit wird ihr natürliches Urvertrauen massivste manipuliert und zu gefühlskalten Menschen erzogen.

Scientology ist bei Mitgliedern überfordert, welche an Suizidgedanken oder anderen geistigen Problemen leiden. Bei einem «Thetan», den man nicht «clear» hinbekommt oder handhaben kann, wird einfach darüber hinweg geschaut oder das Problem wird bei den Eltern gesucht. Und die Betroffenen haben niemanden, den sie um Hilfe bitten können. Die Reha-Kliniken von Narconon sind dafür nicht ausgestattet und die Psychiatrie ist verboten. Somit erhalten betroffene Kinder KEINE medizinische und elterliche Unterstützung, da diese Hilfe verboten wird!

Heute wissen wir in der «Aussenwelt», dass es viele Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen gibt – aber es gibt viele Möglichkeiten von Institutionen und Fachpersonen, welche den Kindern und Jugendlichen hilft, ein möglichst normales und unbeschwertes Leben führen zu können. Selbstverständlich erhalten sie auch die notwendige ärztliche und psychologische Hilfe und deshalb muss man sich überhaupt nicht schämen und auch die betroffenen Eltern oder Freunde nicht. Bei der fundamentalistischen Scientology Organisation ist all dies aber ein absolutes «no go».

Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie Prof. Dr. Martina Zemp:

«Die Befunde der Bindungsforschung haben das Wissen über eine gesunde psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen grundlegend erweitert. Die aufmerksame und feinfühlige Befriedigung der kindlichen Bindungsbedürfnisse durch die primären Bezugspersonen bildet den Nährboden für zentrale Resilienzfaktoren. Dazu gehören ein positives Selbstkonzept, die Vertrauensfähigkeit in die Umwelt, aktive Stressbewältigungsstrategien und die Überzeugung, selbst liebenswert zu sein. Im heilpädagogischen Kontext steht die Wechselbeziehung zwischen dem kindlichen Bindungsverhalten und dem Fürsorgeverhalten der Bezugsperson allerdings häufig vor besonderen Herausforderungen.»

Um es einfacher zu erklären, möchten wir diese acht Punkte als Erklärung aufführen:

  1. Wie soll ich Grenzen ziehen?

Weil sie als Kinder zu wenig Liebe erfahren haben, fühlen sich Betroffene oft wertlos und haben ein geringes Selbstwertgefühl.

  • Ich darf nicht an mich selbst denken!

Das Problem ist die Folge aus dem ersten Problem. Sobald Betroffene von emotionaler Vernachlässigung an ihre eigenen Bedürfnisse denken, fühlen sich viele von ihnen dafür schuldig.

  • Ich will mich anderen Menschen nicht öffnen!

Mit der Vernachlässigung in der Kindheit kommt das Gefühl hinzu, alles mit sich selbst ausmachen zu müssen.

  • Ich fürchte mich in vielen Situationen!

Nicht zu unterschätzen ist, wie sehr Liebe und Fürsorge das Selbstbewusstsein eines Menschen stärkt.

  • Ich vertraue niemandem!

Säugetiere, dazu gehört auch der Mensch, kümmern sich bei jedem Schrei um ihren Nachwuchs, damit der in seiner Hilflosigkeit weiss, dass er von den Eltern beschützt wird.

  • Ich glaube, jeder wird mich zurückweisen!

Durch die mangelnde Fürsorge als Kind und das dadurch entstandene Gefühl, nicht so wichtig zu sein, fürchten Betroffene später, immer von anderen zurückgewiesen zu werden, da ihre Bedürfnisse „Nebensache“ sein könnten.

  • Ich fühle mich meistens einsam!

Normalerweise sind Kinder für Eltern das Wichtigste auf der Welt. Das Wissen brauchen Menschen, um sich als wertvoll zu achten.

  • Ich stürze mich in ungesunde Beziehungen

Die Art und Weise, wie wir als Kinder aufgezogen werden, prägt unsere Sicht darauf, welcher mitmenschlicher Umgang normal ist.

Eine solch tiefgreifende Erfahrung «in einer Sekte aufzuwachsen» hinterlässt grosse Spuren (seelisch, psychisch und physisch). Vor allem kommen die bekannten Traumata und finanzielle Nöte hinzu. In guten Berichten von Psychotherapeuten aus dem Ausland, die sich mit Aussteiger beschäftigen, wird immer von einem «religiösen Trauma mit vielen anderen begleitenden Symptomen» erwähnt. Oft hören wir in diesem Zusammenhang auch die Diagnose «posttraumatische Störung und kognitive Dysbalance». Auch durch das Fehlen der Elternliebe und Urvertrauen kann es für einen «Hineingeborener» sehr schwierig sein, sich zurecht zu finden.

Seit Jahrzehnten reagiert und attackiert die fundamentalistische Scientology Organisation weltweit alle Aussagen von Aussteiger und Kritikern. Diese Methode «Bullbaiting / Fair Game inkl. angewandtem Gaslighting» gehört zu den Auflagen, welcher der Gründer L. Ron Hubbard in seinen Schriften niedergeschrieben hatte. Die Scientologen sind weltweit verpflichtet danach zu handeln und das auf rigorose und diffamierende Art und Weise – gut, dass Medien immer und immer wieder darüber berichten. In der Scientology darf niemand seine subjektive Meinung und Erfahrung erzählen. In den USA hat das Ehepaar Headley sogar eine eigene Homepage «erhalten», auf welcher sich Scientology Mitglieder auf das Äusserste über dieses Ehepaar öffentlich diffamieren.

Der Deutsche Verfassungsschutz hat die Scientology Organisation nicht umsonst seit Ende der 90-ger Jahre auf dem Schirm und sie sogar als «extremistisch» deklariert. Und wie erwartet liessen die Reaktion seitens Scientology Zürich und ihren Mitgliedern auf unseren ersten Artikel über «Kindsein in der Scientology» nicht lange auf sich warten. Eine OT8 Scientologin nannte uns «fast Rassisten und Fanatiker» und Scientology Zürich hat unter den Kommentaren in der DMZ sogar ein PR-Video reingestellt, welches selbstverständlich nach kurzer Zeit gelöscht wurde. Zu diesem PR-Video müssen wir Stellung nehmen, da die Aussteiger wieder einmal als Lügner hingestellt werden und das können und wollen wir so nicht stehen lassen! Für uns ist dies einfach ein Beweis mehr, dass Scientology absolut überhaupt keine Kritik akzeptiert und sie sind wirklich nicht fähig, demokratisch zu handeln und mit Kritik umzugehen. Auf Kritik folgt stets ein verbaler Gegenangriff – wir fragen uns, ob dies heute wirklich noch zeitgemäss ist oder diese Verhaltensweise lediglich auf altbackene L. Ron Hubbard Methoden beruht.

Das PR-Video von Scientology mit dem Titel «Aylin: Kindheit in Scientology / Eine Scientology-Familie / Wie ist das?» kann auf Youtube gefunden werden.

Scientology schreibt zu diesem Video folgendes:

«Eine Kindheit in Scientology. In einer Scientology-Familie aufwachsen. Wie ist das? Was ist anders? Gerne wurde in verschiedenen Scientology-Dokus im deutschen TV die Scientology Religion sehr düster dargestellt. Insbesondere im ARD-Spielfilm „Bis nichts mehr bleibt“ geht es um einen angeblich dramatischen Sorgerechtsstreit. Es wird der Eindruck vermittelt, dass es etwas Schlimmes sei, als Kind in Scientology zu sein. Doch wer Scientologen persönlich kennt, weiß, dass die Kinder scientologischer Eltern oft gar keine Scientologen werden. Sie haben die Wahl, sie können selbst entscheiden. Sie können auch einen Kurs machen und es dabei belassen. Viele junge Scientologen gehen lieber ins Freibad, statt in die Kirche und interessieren sich erst später dafür, oder eben auch nicht. Völlig in Ordnung. Scientology Kirchen sind Orte interreligiöser Begegnungen. Viele Scientologen sind mit Menschen verheiratet, die nichts mit Scientology zu tun haben und dabei sehr glücklich. Als Scientologe respektiert man die Ansichten anderer. Wenn jemand sagt „Scientology ist nichts für mich“ wird das so respektiert, egal ob Familienmitglied, Partner oder eigene Kinder. L. Ron Hubbard schreibt sinngemäß: Für dich ist nur das wahr, was du selbst beobachtet hast. Wir haben Aylin gebeten von ihren Erfahrungen in einer Scientology Familie vor der Kamera zu sprechen. Schauen Sie sich dieses Video an und entscheiden Sie selbst, ob Scientologen tatsächlich so „düstere Gestalten“ sind. Eher nicht! Kommen Sie gerne mal in eine Scientology Kirche. Es sind freundliche Orte und die Menschen sind erstaunlich normal, nett, bodenständig. Seien Sie den medialen Klischees gegenüber kritisch! Danke, dass Sie sich unsere Sicht der Dinge anhören.»

Somit möchte Scientology uns wohl unterstellen, dass wir die Leserschaft mit Fake News und nicht korrekten Recherchen die Medienlandschaft und Leser «vergiften». Dies nennen Scientologen «Entheta-Presse» – das ist der Scientology-Begriff für kritische Berichterstattungen in der Presse.

Es war uns sehr wichtig, auch Meinungen von Sektenexperten und von einem langjährigen Aussteiger zum oben erwähnten Video einzuholen:

InfoSekta Zürich, Frau Schaaf:

„In dem Videoclip berichtet die junge Frau Aylin von ihrer Kindheit in einer scientologischen Familie. Sie betont, wie offen und locker ihre Eltern damit umgegangen seien, als sie sich nach ein paar Kommunikations-Kursen mehrere Jahre lang nicht mehr mit Scientology beschäftigen wollte. Später ist sie jedoch in die scientologische Kaderschmiede SeaOrg nach Kopenhagen gezogen und ist mit einem Scientologen verheiratet. Im Clip betont sie die Normalität ihres Familienlebens, die Offenheit gegenüber anderen Religionsgemeinschaften, die in ihrer Familie vertreten sind, und wie wichtig ihr die freie Entscheidung für ihre Kinder sei.

  • Der Clip vermittelt den Eindruck, eine Kindheit und Jugend bei Scientology sei unbeschwerlich, offen und unproblematisch.

Es ist dies auch das Ziel des Scientology-Clips, jegliche Kritik an Scientology als übertrieben und unzutreffend wirken zu lassen. Grundsätzlich mag es sein, dass Jugendliche je nach familiärem Umfeld durch den scientologischen Einfluss mehr oder weniger beeinträchtig sind. Es gibt aber auch diejenigen Fälle, in denen Kinder und Jugendliche unter grossem Druck stehen und ihre Autonomieentwicklung in diesem engen System eingeschränkt wird.“

Relinfo Rüti-ZH, Herr Georg Otto Schmid:

«Das Werbevideo von Scientology verkörpert sehr gut die neue Kampagne von Scientology zur Verbesserung ihres Images. Die Organisation gibt sich als liberale, tolerante Religion unter vielen, die allen ihre Freiheit lässt und die jederzeit wieder verlassen werden kann.

Die Sprecherin scheint ja, ich muss es vom Argumentationsverlauf herannehmen, immer noch Scientologin zu sein. Dass sie tel quel die Werbesicht von Scientology präsentiert, ist deshalb kein Zufall.

Das Video scheint, wie ich vermuten muss, in mehreren Anläufen aufgezeichnet worden zu sein, denn dass es der Sprecherin auf Anhieb bewusst ist, dass die Zuschauenden beim gewählten Bildausschnitt den Hund nur hören, nicht aber sehen, scheint mir sehr unwahrscheinlich.

Bezeichnend ist, was nicht erwähnt wird:

– Die heutige Aktivität der Sprecherin bei Scientology

– Die Frage, ob die zwei Kinder Scientology-Kurse machen

Der Begleittext bringt typische Tricks der Propaganda, so die Widerlegung von Vorwürfen, die gar niemand erhebt. Weil sie unzutreffend sind, können diese falschen Anschuldigungen leicht ad absurdum geführt werden, was dann beim Publikum zum Eindruck führen soll, dass alle Vorwürfe gegen die beschuldigte Organisation ähnlich grotesk sind.

Im Begleittext geschieht dies mit der Behauptung, Scientologen seien „düstere Gestalten“. Das behaupten auch die schärfsten Kritiker nicht. Im Gegenteil, Scientologen wirken in kritischer Sicht typischerweise wie die Dame im Video, smart, kompetent, trendy, gutaussehend, aber immer irgendwie unter Stress stehend.»

Ein langjähriger ex-Scientologe:

«Nun, das ist wirklich pures PR und hat mit der Realität nichts zu tun. Hier ein paar „Tatsachen“:

  1. Da sie in der Sea-Org war und dann schwanger wurde, konnte sie nicht einfach so „gehen“. In der Sea-Org sind Kinder nicht erwünscht und wenn es welche gibt, gibt es ein Mega-Handling – das geht sogar bis zur Abtreibung (hierfür gibt es meines Wissens sogar ein/zwei Fälle von Frauen, die genau diese Aussage gemacht haben). Sh. Tagesanzeiger Bericht: https://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/scientology-draengt-junge-frauen-zur-abtreibung/story/31058778 oder in Englischer Sprache: https://www.youtube.com/watch?v=Z7OuJ059zuc
  2. In der Regel ist es dann so, dass die Eltern in Class4 Orgs abgeschoben werden, bis die Kinder ein gewisses Alter haben und die Eltern dann wieder zurück in die Sea-Org gehen können. Das, was sie im Video sagt, dass sich ihr Mann selbständig gemacht hat und sie nun nur noch Mutter ist, kann so nicht stimmen, ausser sie sind aus der Sea-Org ausgetreten. Das ist eher unwahrscheinlich, da sie immer noch gut über Scientology spricht. Ich bezweifle, dass sie überhaupt in der Sea-Org war.
  3. Dass es in ihrer Familie mehrere Religionen gibt und das einfach so hingenommen wird, bezweifle ich sehr, denn dann würde man als Open-Mind bezeichnet und das ist nicht erwünscht und erfordert ein Handling. Open-Mind ist jemand, der für „alles“ offen ist und sich nicht wirklich festlegt. Ich kenne selber Leute, die neben Scientology noch ihre angestammte Religion leben wollten. Das wird vordergründig zwar akzeptiert, jedoch versucht Scientology mit allen Mitteln (sehr subtil) dieses zu unterbinden und die Person «auf Spur» zu bringen (Ethik-Abteilung).
  4. Über ihr Leben als Scientology-Kind spricht sie gar nicht, ausser, dass alles easy ist.

Für mich ist sie keine glaubwürdige Person und ich bezweifle stark, dass sie überhaupt Scientologin ist. Für mich sieht das eher so aus, als ob sie eine bezahlte Schauspielerin ist – und eine schlechte noch dazu. Seht euch nur mal die Mimik und Gestik an, da stimmt definitiv etwas nicht. Schade, dass man den Namen der Person nicht hat, denn dann könnte man herausfinden was und wer sie wirklich ist.»

Diese oben erwähnte Aussage über die Sea-Org Methoden mit Frauen, welche schwanger werden ist leider keine Lüge, sondern Realität! Diverse Aussagen von Frauen, welche aus der Scientology flüchten konnten und / oder ausgestiegen sind, stimmen zu 100% zu. Die Sea-Org sieht es nicht gerne, dass ihre Mitarbeiter heiraten und noch Kinder kriegen. Die Frauen müssen zu 1000% für die Organisation zur Verfügung stehen und sich nicht mit anderen Dingen ablenken lassen. Sie unterschreiben ja nicht umsonst einen Milliarden-Vertrag!

Ursula Caberta schreibt in ihrem Buch «Kindheit bei Scientology – verboten!»: «Die Organisation kennt zur Kontrolle ihrer Mitglieder die so genannten «Security (Sicherheits)-Checks», die dazu da sind, eventuelle Probleme, die sich auf die gesamte Organisation auswirken können, schnell zu erkennen und ihnen dann entgegenzutreten. Insbesondere bei vom System eingestuften «Verfehlungen» treten die so genannten «Ethik-Massnahmen» (Ethik bedeutet bei Scientology, Fremd- oder Gegenabsichten aus der Umgebung zu entfernen) in Kraft. Am bekanntesten sind die «Security-Checks» bei den Mitgliedern der Organisation – und damit auch bei Kindern. Sie werden vor Aufnahme in die «Elite-Einheit», der «Sea-Organisation» durchgeführt».

Da die Sea-Org eine paramilitärische Einrichtung von Scientology ist und sie für die völlige Kontrolle der Mitglieder steht, werden wir dieser Organisation einen eigenen Artikel widmen, wo wir ihnen mit Fakts und Beweise mehr dazu erzählen werden. Jetzt hoffen wir, der Aufklärung mit diesem Artikel das Thema «Kindsein in Scientology» ein bisschen näher gebracht haben zu können. Und wer weiss, vielleicht sind beim einen oder anderen Scientologen «ein paar Groschen und Vorurteile» gefallen.

Und da wir vermuten, dass Scientology und ihre Mitglieder auf diesen Artikel erneut «sehr positiv» reagieren werden, möchten wir ganz klar festhalten, dass die objektive und subjektive Wahrnehmung eines jeden Menschen zu respektieren ist. Die Aussteiger erzählen uns ihre Wahrheit und in den meisten Fällen ist diese auch bei der Psychotherapie ein sehr wichtiger Aspekt. Für dieses vorhandene Missverhältnis oder sogar psychologische Störung ist allein die Bewusstseinsveränderung «Gehirnwäsche» der angewandten Methoden (Auditings / Technologie) dieser fundamentalistische Scientology Organisation gut zu schreiben, ob sie dies nun akzeptieren resp. wahrhaben wollen oder nicht. Viele Aussagen von ex-Scientologen decken sich und es ist einfach die weltweite Realität, welche Scientology um jeden Preis abstreitet.

Hier ein paar Erklärungen was das Wort «Trauma» eigentlich bedeutet:

Trauma Definition WHO ICD-10: Psychisches Trauma ist ein belastendes Ereignis oder eine Situation aussergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophalen Ausmasses, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.

Trauma Definition ist-Institut Winterthur: Ein Trauma ist ein Ereignis, das den Menschen physisch und psychisch so überfordert, dass es mit den normalen Bewältigungsstrategien nicht verarbeitet werden kann. Etwas ist zu viel passiert und zu schnell. Trauma Symptome entstehen nicht nur durch das traumatische Erlebnis selbst, sondern durch erstarrte Energie, die nach dem Abklingen des traumatischen Erlebnisses nicht aufgelöst worden ist. Körper und Seele bleiben in schockiertem Zustand.

Trauma Definition Schlegel: Traumatisch heisst so viel wie „emotional überfordernd“ deshalb nicht integrierbar und deshalb so genannt verdrängt und trotzdem das Erleben und Verhalten von nun an wie selbstverständlich beeinflussend.

Trauma Definition J.L. Hermann: Traumatische Ereignisse verletzen die Autonomie des Menschen auf der Ebene der körperlichen Unversehrtheit. Sie sind immer von Gefühlen intensiver Angst, Hilflosigkeit, Kontrollverlust und drohender Vernichtung begleitet.

Wie wir ihnen schon erzählt haben, haben wir auch mit Sektenkinder von anderen destruktiven Gruppierungen Kontakt. Dabei machte vor kurzem Natalie Barth, ehemaliges Sektenkind von Zeugen Jehovas, eine interessante Bemerkung zum Thema Trauma. In diesem Bericht sprach sie von einem «religiösen Trauma». Da wir bis anhin diese Bezeichnung nicht kannten, machten wir uns auf die Suche. Im ganzen deutschsprachigen Raum fanden wir im Internet keine einzige fachliche gute Erklärung dazu, dafür aber aus den USA.

„Religious Trauma Syndrome“ – der Begriff, der die amerikanische Therapeutin Marlene Winell geprägt hat, ist zwar nicht Teil des offiziellen Diagnose-Katalogs von Medizinern und Krankenkassen. Aber das „Religious Trauma Syndrome“ ist längst angekommen auf dem Radar von Psychotherapeuten in den USA und weltweit.

Bei Suzanne Goodwin in Atlanta zum Beispiel. Sie hat sich auf Patienten mit religiösem Trauma spezialisiert sagt:

«Da seien zum einen kognitive Verzögerungen. Viele religionstraumatisierte Menschen hätten Schwierigkeiten, selbständig und kritisch zu denken, sie hätten ein geringes Selbstwertgefühl und ausserdem ganz praktische Informations- und Erziehungslücken. Ihre Wahrnehmung folge einem eingeimpften Schwarz-Weiss-Denken.

Und wenn sie den engen, isolierten Kosmos ihrer Glaubensgemeinschaft verliessen, bemerkten sie, dass die Welt draussen voller Grautöne sei, sagt Goodwin. Und damit könnten sie nicht umgehen.

Hinzu kommen emotionale Störungen: Depression, Aggression, Trauer und vor allem: Angst.

„Den Menschen wird sehr viel Angst eingeflösst, sei es Angst vor der Hölle oder Angst vor einer Schwangerschaft. Angst ist die Basis religiöser Indoktrination, und viele Patienten tun sich schwer, das abzuschütteln.“

Ein weiteres Symptom: soziale Entfremdung. Menschen, die aus einer strengen Glaubensgemeinschaft aussteigen, verlieren häufig ihr gesamtes soziales Netz, werden von ihrer Familie und ihren Freunden verstossen, fühlen sich ohne das vertraute Raster ihrer Religion hilflos und verloren, sagt Goodwin weiter.

Betroffen seien meist ehemalige Angehörige von extrem konservativen oder fundamentalistischen Glaubensgemeinschaften. Das können evangelikale Kirchengemeinden sein, Religionsgemeinschaften wie die Zeugen Jehovas oder die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, bekannt auch als Mormonen. Oder die Scientology-Kirche, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Oder auch orthodoxe Juden und Muslime.»

Und genau diese Trauma-Bezeichnung haben wir bei unseren Kontakten mit Sektenkinder gesehen, empfunden und erlebt. Es war und ist von uns Aktivisten also keine «unfachmännische Einbildung», sondern eine korrekte Wahrnehmung, die in den letzten Wochen auch von erwachsenen Aussteigern bestätigt wurde.

Die Psychologie erklärt die objektive und subjektive Wahrnehmung wie folgt:

«Über die Sinnesorgane nimmt der Mensch Kontakt zur Umwelt auf. Die fünf Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Berührung) sind sozusagen die Verbindungskanäle zur Aussenwelt, durch die der Mensch erfährt, was um ihn herum vorgeht. Umweltreize (Licht, Töne, Wärme, Druck usw.) treffen auf die Rezeptoren der Sinnesorgane, werden in Nervenimpulse umgewandelt, an das Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet. Soweit (stark vereinfacht) die physiologischen Vorgänge. Da alle Menschen dieselben Sinnesorgane haben, kann man davon ausgehen, dass auch die Reizaufnahme bei allen Menschen gleich ist. D.h. wenn zwei oder mehr Menschen denselben Reizen ausgesetzt sind, nehmen sie auch dasselbe wahr (vorausgesetzt es bestehen keine Störungen, Veränderungen oder Verletzungen der Sinnesorgane, wie z.B. Rot-Grün-Blindheit, Schwerhörigkeit, Nervenschädigungen u.ä.). So weit ist die Wahrnehmung objektiv.

Entscheidend jedoch dafür, was wir wahrnehmen, wie wir es interpretieren, welche Bedeutung wir dem Wahrgenommenen beimessen und welche Reaktion wir darauf zeigen, ist die Verarbeitung und Bewertung der Reize im Gehirn. Diese Verarbeitung und Bewertung ist abhängig von zahlreichen äusseren und inneren Faktoren und somit subjektiv, d.h. jeder nimmt seine Umwelt in seiner ganz spezifischen, individuellen Art und Weise wahr.

In ganz besonderer Weise gilt das für den Bereich der sozialen Wahrnehmung (Personen, soziale Gegebenheiten, Kommunikation). Hier können Wahrnehmungsverzerrungen, unterschiedliche Interpretationen und persönliche Bewertungen zu erheblichen Missverständnissen führen.

Wie wir uns selbst und unsere Lebensumstände, unsere Mitmenschen und unsere Umwelt wahrnehmen, hat entscheidenden Einfluss auf Selbstbild, Wohlbefinden, Kommunikationsverhalten, zwischenmenschliche Beziehungen, Erfolg und vieles mehr. Andererseits beeinflussen diese Faktoren auch wiederum unsere aktuellen und zukünftigen Wahrnehmungsmuster.»

Und genau diese oben erwähnten Punkte fehlen den Menschen in der Scientology Organisation und in allen anderen Sekten. Die Sektenkinder erleben sogar ein Heranwachsen ohne natürliche Elternliebe und menschlicher Nähe. Hier findet eine manipulative und gewollte psychologische Dysbalance statt, welche die Scientology Mitglieder zu Sklaven / Zombies macht.

Vielleicht können sie nun nachvollziehen und verstehen, wie extrem schwer es ist, Sektenkinder, die ausgestiegen sind, zu finden und mit ihnen ein konstruktives Interview zu führen. Für die Aufklärung der Gesellschaft, Politik und den verantwortlichen Institutionen wie Psychotherapeuten, Pädagogen und Lehrer wäre dieses Thema so wichtig. Und wer weiss, vielleicht melden sie sich anhand dieses Berichtes ein paar mutige Aussteiger, die gerne ihre Geschichte anonym erzählen möchten. Wir würden uns alle sehr darüber freuen.

Etwas Neues zu versuchen, erfordert Mut. Es zu schaffen, erfordert Geduld. (Verfasser unbekannt).

Jeder Mensch soll erfahren, dass diese fundamentalistische und destruktive Gruppe Scientology, welche Menschen und Familien zerstört, auch in der Schweiz existiert und ihr Unheil verbreitet. Eine weltweite und grosse «Offensive» wurde vom Hauptsitz in den USA ausgerufen und wir erwarten in den nächsten Wochen viele Broschüren, Flyers und persönliche Briefe in den Briefkästen. Zudem sind gelb / weiss gekleidete Scientologen in vielen Ländern und Städten unterwegs – auch in der Schweiz, die Tipps geben «wie man gesund bleibt» und wie man die «Hände richtig desinfiziert». Eine grosse Stärke von Scientology ist über Tarnorganisationen und über Hintertüren zu neuen Mitgliedern zu gelangen.

Und genau dies möchten wir mit unserer friedlichen Aufklärungsarbeit auf verschiedenen Levels verhindern. Scientology ist keine Kirche und auch keine Religion – Scientology ist eine fundamentalistische Weltorganisation mit weltweit sinkenden Mitgliederzahlen aber dafür umso aktiver auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Das geldbringende Geschäft auf Kosten von Menschen soll schliesslich noch Jahre lang so weitergehen.

Quelle über Berichte von Sektenkinder:

Quellen zum Thema «religiöses Trauma Symptom»:

Quellen zum Thema «Posttraumatische Belastungsstörungen»:

Fachbegriff Gaslighting erklärt von der Kriminalpsychologin, Lydia Benecke: https://youtu.be/EYJ69t9Xa2c

Bücher über Sektenkinder:

  • Allgemein über Sektenkinder ist das Buch «Sektenkinder» von Kathrin Kaufmann, Laura Illig, Johannes Jungbauer – ISBN 978-386739-182-5
  • Kindheit bei Scientology: Verboten! von Ursula Caberta – ISBN leider vergriffen

6 Kommentare zu „Ein tiefes Trauma – Kindheit in Scientology Teil 2

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