
Wie oft wurden wir in der Vergangenheit von jungen Menschen kontaktiert, um ihnen bei ihrer Schularbeit, Abschlussarbeit, Diplomarbeit etc. zu helfen? Sehr oft können wir sagen – vor allem während der Pandemie haben wir einige «Zoom-Meetings» durchgeführt oder als es wieder möglich war, haben wir uns sogar persönlich getroffen.
Immer wieder fanden wir es spannend, welche Vorgaben / Ideen / Überlegungen / Ansatzpunkte die Schüler erhalten haben. Einige hatten sogar einen vorgedruckten Fragenkatalog, damit sie in diesem komplexen und undurchsichtigen Thema nicht zu viel Zeit verlieren. Auch die Frage nach Aussteiger war enorm gross, da die meisten immer noch einen Erfahrungsbericht einer betroffenen Person integrieren wollten.
Einer dieser Arbeiten durften wir mit der Erlaubnis der Eltern und der Schule auf unserer Homepage publizieren und wir hoffen, dass es diesen drei jungen Frauen nicht so ergangen ist, wie dem Schüler aus Deutschland.
Solche Geschichten, die wir euch gleich erzählen werden, lassen uns fast sprachlos und fassungslos zurück und es bestätigt sich einfach immer wieder, dass es wichtig und richtig ist, aktiv über Scientology aufzuklären. Und es ist wirklich klasse, dass diese jungen Menschen mit ihren Diplomarbeiten sich so gegenseitig sensibilisieren und warnen mit der Hilfe von aufmerksamen und einfühlsamen Lehrpersonen, welche mit Ratschlägen und Tipps zur Seite stehen.
Erfahrungsbericht – let’s go!
«Ich hatte für die Schule den Auftrag erhalten, einen Bericht über Scientology zu schreiben – dafür habe ich einige Flyer gehabt und Infos von Lehrern erhalten.
Ich dachte mir, ich möchte halt einen guten Bericht machen und durch die Flyer wusste ich, dass es eine neue Scientology Mission in Osnabrück gibt. Da ich im Landkreis wohne, bin ich also hin für ein Auditing.
Typisch – alles war genauso wie man es von anderen schon gehört hat: der Kontakt war superfreundlich und am Ende kam natürlich raus, dass mir Scientology helfen kann, glücklich zu werden. Ich solle es mir doch überlegen und sie würden mir gerne noch Sachen zukommen lassen. Daher gab ich auch meine Daten an, um noch mehr Informationen für meinen Bericht zu erhalten.
Ich schrieb also den Bericht, gab ihn ab und es war mir auch bewusst, dass sie einfach nur eine Sekte sind, die Menschen kontrollieren wollen. Danach fing alles aber erst so richtig an!
Sie kontaktierten mich mehrmals und als ich ihre Anfragen verneinte und meinte, dass ich nix mit denen zu tun haben wollte, besuchten sie mich 2–3-mal nicht nur zuhause, sie sprachen mich sogar bei der Schule an und sogar auf dem Weg zum Bus! Auch dort verneinte ich und ich bat darum, dass man mich in Ruhe lässt, sonst würde ich die Polizei einschalten.
Danach war wochenlang ruhe bis auf einmal Personen in Anzügen in meinem Bus mitfuhren und mich anrempelten (ein Bauerndorf, wo normal nie jemand im Anzug herumfährt) und zufälligerweise wurden in unsere Nähe Gift Köder ausgelegt (wir waren so ziemlich die einzigen in der Strasse mit Hund). Plötzlich erhielten wir Verträge, die wir nie abgeschlossen haben usw. usw.
Das lief eine ganze Weile so «Anzeigen verliefen im Sand» und wurden eingestellt. Ruhe herrschte erst, nachdem ich dann für meine damalige Freundin umgezogen bin und sie mich wohl aus den Augen verloren haben.
Und jetzt möchte ich noch ein paar persönliche Tipps an alle Jugendlichen und Schüler abgeben:
Ihr könnt euch im ganzen Netz und unzähligen Dokus auf Youtube und Co über die Machenschaften von Scientology informieren. Berichte von Aussteigern grade aus den USA geben einen Eindruck in das Leben in der Scientology.
Keine Privatsphäre, ihr lebt und arbeitet für Scientology, euer ganzes Leben würde von ihnen bestimmt werden und auch der Kontakt zu Freunden und Familie wäre für euch wohl verboten. Glaubt nicht, dass sie euch helfen können, denn das System und die Tests sind so ausgelegt, dass sie IMMER behaupten werden, euch helfen zu können.
Prüft bei Themen wie Drogen, Jugend und Schüler Hilfe immer, ob nicht Scientology dahintersteckt.
Und gebt niemals eure Daten heraus, wenn ihr einen Aufsatz über sie schreibt 😅»

Anmerkung FASA:
Scientology und ihren Mitgliedern fällt es anscheinend unglaublich schwer, sich an das geltende Recht im jeweiligen Land zu halten (sie haben ja ihr eigenes Rechtssystem und ein «Ethik Handbuch», an das sich alle Scientologen zu halten haben) und sie sprechen immer wieder Kinder und Jugendliche an (wir haben es ja mit eigenen Augen gesehen und bereits mehrmals darüber berichtet).
In der Schweiz dürfen unmündige Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nur angesprochen werden, wenn die Eltern ihre Einwilligung dazu geben. Und es darf schon gar keinen Stress- oder Persönlichkeitstest oder Auditing durchgeführt werden.
Sollte die FASA eine solche Situation, wie sie bereits in Luzern passiert ist, in Zukunft entdecken, werden wir sofort die Polizei anrufen und eine Anzeige erstatten. Selbstverständlich mit Beweisen und mit dem Schreiben des EJPD’s.
Und der erwähnte Vorfall mit Giftköder auszulegen (wer dies auch immer getan hat), ist leider kein Einzelfall. Auch im Fall Danny Masterson wurden z.B. die Hunde eines Opfers damit vergiftet.
Wie dem auch sei, haben wir zum Thema junge Menschen und Scientology folgende Zeitungsartikel und Warnungen gefunden.
Die Westfälische Nachrichten brachte am 22.11.2017 folgenden Artikel «American Football – Scientology wirbt mit Stipendien um junge deutsche Sportler»:
«Münster/Osnabrück – Die Geschichte klingt wie ein schlechter Film. Junge Footballer aus Deutschland bekommen Angebote für ein Stipendium in den USA. Hinter den Anfragen stecken aber offensichtlich Scientologen, die neue Mitglieder für die Sekte rekrutieren wollen.»
Die NOZ vom 25.06.2020 publizierte den Artikel «Vermeintliche Anti-Drogen-Kampagne – Scientology-Flyer an Osnabrücker Haushalte verteilt».
Auch der Verfassungsschutz Niedersachsen warnt vor der fundamentalistischen und demokratiefeindlichen Scientology Organisation in ihrem Bericht aus dem Jahre 2021:
«In Niedersachsen entfaltet die Scientology-Organisation (SO) durch die „Scientology Gemeinde Hannover“ keine nennenswerten Aktivitäten und ist im Gesamtgefüge der Organisation als bedeutungslos einzustufen. Die Mitgliederzahlen von ca. 250 Personen sowie die Aktivitäten von SO sind in Niedersachsen seit Jahren stagnierend bzw. rückläufig. Aufgrund der verfassungsfeindlichen Ziele der Gesamtorganisation bleibt die SO aber auch in Niedersachsen Beobachtungsobjekt.»
Der humanistische Verband Niedersachsen fragt am 15.06.2022: «Scientology – gibt es die noch?».
«Unser Vizepräsident Hans-Jörg Jacobsen ist auf eine Nachricht über die versteckten Aktivitäten von Scientology aufmerksam geworden.
Über Scientology wurde in der Vergangenheit viel berichtet. Weil die Hubbard-Sekte unter dem Verdacht steht, eine totalitäre Gesellschaftsordnung anzustreben, werden ihre deutschen Ableger sogar vom Verfassungsschutz beobachtet. Eine Zeit lang war es ruhig um diese Sekte geworden, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht weiterhin aktiv ist.»
Heute gibt es in Osnabrück keinen uns bekannten aktiven Scientology Ableger. Die nächsten Zentren liegen in Bremen und Hannover. In Düsseldorf und Hamburg sind die grösseren Zentren angesiedelt.
- Scientology Kirche Hamburg e. V., 20095 Hamburg
- Scientology Mission Bremen e.V., 28195 Bremen
- Scientology Kirche Hannover e.V., 30159 Hannover
- Celebrity Center Rheinland Scientology e.V., 40549 Düsseldorf (das einzige in DE)
- Scientology Kirche Düsseldorf e. V., 40233 Düsseldorf

Wie vor 15 Jahren ist Scientology auch heute noch sehr scharf, junge Menschen zu rekrutieren. Dazu benutzen sie folgende Maschen:
- Die Tarnorganisation «sag Nein zu Drogen, sag Ja zum Leben»
- Die Tarnorganisation «der Weg zum Glücklichsein»
- Die Tarnorganisation «Jugend für Menschenrechte»
- Influencer*innen im Youtube Kanal, Instagram und TikTok (zu diesem Thema haben wir bereits einen Beitrag geschrieben und der neue 20min Artikel passt auch gut dazu).
Wir fordern im ganzen deutschsprachigen Raum einen wesentlich besseren Kinder- und Jugendschutz und ein Gesetz, welches verbietet, dass Sekten auf der Strasse und im Netz Kinder nicht belästigen dürfen.
Und wünschenswert wäre es, wenn sich alle Sektenexperten, Sektenbeauftragte, Weltanschaungsbeauftragte, Sozialpädagogen und Psychologen zusammentun würden, um so ein Gesetzesvorschlag auf die Beine zu stellen.
Und zuletzt geben wir euch allen (ob Erwachsene, Jugendliche oder Kinder) einen guten Tipp:
Solltet ihr irgendwo an einer Scientology Standaktion oder in einem Scientology Zentrum einen Stress- oder einen Persönlichkeitstest machen, ein Buch oder eine DVD kaufen, gebt bitte NIE eure Telefon-Nummer oder Adresse an! Dies gilt sowieso für alle fremde Menschen, die euch auf der Strasse ansprechen.
