CH – Basel: Ein Basler Aussteiger wird von seiner Familie getrennt

Durch die weltweite Bewegung vieler Sektenkinder und ehemaligen SeaOrg-Mitarbeitern, welche über Kindheitsentzug, Kindermissbrauch und Kinderhandel berichten, hat sich die FASA entschieden, das Jahr 2024 vor allem den Sektenkindern zu widmen.

Seit Beginn unserer Aufklärungsarbeit haben wir in unserem Blog mit der Unterstützung von Sektenexperten und Psychotherapeuten mehrere Berichte darübergeschrieben und jedes Mal stehen / standen uns die Haare im Nacken. Es ist immer wieder schwierig für uns, über dieses entsetzliche und unmenschliche Sektenverhalten zu schreiben, während die Scientologen stolz auf sich sind und dazu beitragen, dass leider immer wieder sehr viele Kinder und Jugendliche den absoluten Horror durchleben müssen – ohne dass sie eine Wahl und Möglichkeit haben, diese Niederträchtigkeit zu beenden.

Vor zwei Tagen erhielten wir im Youtube die Meldung von Jeff aus Kanada, dass er in seinem Kanal (PTS for Life) ein Interview mit dem Titel «Es ist meine Schuld! Eine weitere kürzlich erfolgte Trennung von Scientology» führen wird.

Das Thema «Disconnect – Trennungsbefehl» in Scientology überrascht uns nicht mehr, auch nicht ihre Lügen, mit welchen sie behaupten, dass es gar keinen Trennungsbefehl gibt. Zudem nimmt Scientology immer wieder gerne die Wörter «Menschenrechte» und «freie Meinungsäusserung» in den Mund – gerade sie, die mit manipulativen Mitteln Familien und Menschen zerstören.

Die Frankfurter Rundschau hat am 23. Januar 2019 ein lesenswerter Artikel geschrieben mit dem Titel «Ein Aussteiger greift an»: Der US-amerikanische Regisseur Paul Haggis hat Scientology verlassen – und berichtet nun als erster Hollywood-Star über das Innenleben der Psycho-Sekte.»

Darin wird folgendes erwähnt:

«Widersprüchliche Scientology-Ethik. Einmal irritiert, begann Haggis zu recherchieren und stieß auf viele weitere Widersprüche in der Scientology-„Ethik“: den „Trennungsbefehl“ von Scientology-kritischen Angehörigen, die Kinderarbeit in der Elitetruppe „Sea Org“, die Umerziehungs- und Straflager, die extreme Kontrolle. Er erfuhr, dass Mitglieder der Sea Org, die sich für eine Milliarde Jahre dienstverpflichten, nur 50 Dollar Wochenlohn bekommen, während der Scientology-Boss David Miscavige und sein Freund Tom Cruise einen „luxuriösen Lebensstil“ pflegen. Scientology bestreitet all dies.»

Auch die Süddeutsche Zeitung hat den Trennungsbefehl bereits am 19. Mai 2010 thematisiert mit dem Titel: «Streit um Aussteiger – Scientology schlägt zurück».

Auch hier ist klar erkennbar, wie skrupellos Scientology immer wieder vorgeht:

«Weil sie minderjährig ist, verhandeln die Eltern jetzt in Hamburg mit dem Jugendamt. Das Mädchen fürchtet offenbar auch, von ihrem Stiefbruder getrennt zu werden. Wer in der Welt der Scientologen als potential trouble source (PTS) gelte, als potentielle Quelle von Ärger, den versuche die Organisation zu disziplinieren, notfalls ergeht der Trennungsbefehl, erklärt die Sektenbeauftragte.

Geht die Schwester also ohne Bruder zurück und bleiben die Eltern konsequent, könnten die Geschwister auseinandergerissen werden. Die Sprecherin von Scientology Berlin, Sabine Weber, weist es zurück, dass Kinder von Scientologen unter Druck gesetzt würden. Die Berichte seien „haarsträubend“, die Eltern hätten „angebliche Details“ auch erst aus der Zeitung erfahren.»

Dies als kurze Einleitung, da Scientology den Trennungsbefehl immer wieder leugnet. Kommen wir nun zu Samuel, der nun eben genau so ein Schicksal erlebt.

Samuel, der Basler Scientology-Aussteiger

Samuel, ist ein Basler Sektenkind (Aussteiger nennen sich Scientology-Überlebende), der in Scientology hineingeboren ist. Mit nur 9 Jahren unterschrieb er den bekannten «1 Milliarden-Vertrag» bei Scientology und schloss sich der SeaOrg-Gruppe an, eine paramilitärische Scientology Organisation, welche vom Gründer L. Ron Hubbard ins Leben gerufen wurde, um alle Scientologen zu kontrollieren. Zu dieser grauenhaften Gruppe gehört auch die OSA – der sekteneigene Geheimdienst.

Im Alter von nur 8 oder 10 Jahren (Samuel selber hat eine Gedächtnislücke wegen dem Alter) wurde er dazu gebracht, den «Purification Rundown (ein «Reinigungsprogramm») durchzulaufen. Samuel ist im deutschsprachigen Raum vermutlich der jüngste Scientologe, der diese scientologische Körpermisshandlung über sich ergehen lassen musste. Während diesem Reinigungsprogramm musste er während rund vier Stunden am Stück in der Sauna schwitzen und gefährliche Mengen Vitamin B3 (Nicotinsäure/Niacin) zu sich nehmen. Zwei Mal wurde er ohnmächtig, aber man rief keinen Arzt oder Krankenschwester (!).

Seine Leidensgeschichte in Scientology hat Samuel in drei Teilen auf dem Youtube-Kanal von Jeff erzählt:

Wenn ihr mehr über Samuel in Erfahrung bringen möchtet, dann schaut euch bitte die oben verlinkten Interviews an.

Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir über das Thema «Homosexualität – LGBT-Gemeinschaft» und die unmenschliche Haltung von Scientology berichten. Dieser Beitrag steht seit Wochen bei uns bereit, wir müssen ihn jedoch noch fertig schreiben.

So, kommen wir wieder auf das ausgestrahlte Interview zwischen Jeff und Samuel zurück. Durch den Kontakt mit Samuel haben auch wir das Original-Dokument erhalten. Wir werden diesen Brief für euch übersetzen und erklären, um was es genau geht.

Samuel hat vor ein paar Tagen (am 7. März 2024) einen Brief von seinem Schwager erhalten. Der Schwager ist ein ehemaliges SeaOrg-Mitglied, ist aber immer noch ein sehr aktiver Scientologe, der mit Samuel’s Schwester in England lebt. In diesem Schreiben handelt es sich um einen typischen «Wissensbericht», welcher der Schwager an die «Dep3 Basel Org» schreibt, eine Abteilung, welche zum HCO (Hubbard Communication Office) gehört. Die HCO-Abteilung kümmert sich ausschliesslich um die Scientology Ethik und beschäftigt sich mit Bestrafungen an den eigenen Scientology Mitgliedern.

Hier nun das interne Schreiben (Wissensbericht – damit verpfeifen sich Scientologen untereinander) vom 12. Februar 2024:

Die Übersetzung:

«Wissensbericht über Samuel Zülli

Heute Morgen fand ich auf YouTube ein Video „Interview mit Ex-SO-Mitglied Samuel Zülli – the SP Chef Teil 1“. Auf dem Video ist ein Bild meines Schwagers Samuel Zülli zu sehen, der in Basel lebt. Das Video war Teil einer Serie von drei Interviews mit Samuel, die als separate Livestreams auf einem Kanal namens „PTSforLife“ aufgezeichnet wurden (siehe Screenshot der Videos).

Ich habe mir das Video nicht angeschaut, weil es so aussah, als wäre es kritisch gegenüber Scientology, aber ich war überrascht, ein Video wie dieses mit Samuel auf Youtube zu sehen. Ich überprüfte die Zusammenfassung des Kanals, die Folgendes besagte (vollständige Zusammenfassung des Kanals):

„Mein Name ist Jeff und ich bin ein Überlebender der Scientology-Sekte. Ich nutze dieses Forum, um meine Erfahrungen mit ihnen zu teilen und anderen zu helfen, damit sie nicht dazu verleitet werden, der Organisation beizutreten…

Wenn Sie eine Geschichte haben, die Sie gerne mit uns teilen möchten, oder wenn Sie mir einfach nur Hallo sagen wollen, können Sie mich hier erreichen: iamptsforlife@gmail.com»»

Dieser Kanal greift Scientology online an und es ist nicht korrekt von Samuel, Videos für diesen Kanal beizutragen.

Heute Abend rief ich Samuel an, um ihn zu fragen, ob er von dem Online-Video wüsste, und er sagte, dass er davon wüsste und dass ich es mir ansehen solle.

Ich sagte, dass der Kanal „PTSforLife“ offensichtlich Scientology kritisch gegenübersteht und die Kirche angreift und dass ich kein Interesse an deren Inhalten habe. Ich sagte, dass ich Samuel gerne helfen würde, eine Lösung für seine Meinungsverschiedenheiten zu finden, dass ich aber nicht mit jemandem zusammenarbeiten werde, der die Kirche angreift.

Samuel sollte sich in seiner lokalen Org in Basel über die richtigen Kanäle informieren, um seine Meinungsverschiedenheiten mit Scientology zu klären, und diese nicht im Internet veröffentlichen.

Das ist wahr,»

Danach zeigt Jeff und Samuel das Whatsapp-Gespräch mit dem Schwager, aus welchem genau herausgeht, dass der Schwager und die Schwester den «Disconnect – Trennungsbefehlt» gegen Samuel ausgesprochen haben.

Es ist einfach nur unglaublich und beschämend, wie aktive Scientologen mit ihrer Gehirnwäsche völlig blind und gehorsam die Richtlinien vom Gründer L. Ron Hubbard einhalten / umsetzen und so Menschen und Familien zerstören!

Und passend zu diesem familiären Trennungsbefehl von Anfangs März 2024 kommt die uns bekannte Scientologin, Sally B., alias «Frau Scientologin» auf TikTok / Youtube daher und behauptet, dass die Aussteiger von Scientology nicht diskriminiert werden. Diese Scientologin verbreitet auf ihren Kanälen Lügen am Laufmeter, um junge Menschen zu rekrutieren. Nicht umsonst haben wir ihr am 30.03.2023 einen Beitrag gewidmet.

Hier das Statement von Samuel:

«Meine Gespräche mit meinem Schwager haben mir wieder gezeigt, dass es in Scientology nur die eine richtige Meinung gibt, und zwar die, die Scientology vertretet und alles andere ist falsch. Es ist unmöglich mit einem echten Scientologen eine Diskussion zu haben, denn sobald man nur eine Andeutung von Kritik zeigt, schliessen sie ihre Ohren und wollen nicht zuhören. Selbst mein Schwager konnte oder eher wollte nicht Scientology verteidigen als ich ihn kritische Fragen stellte und möchte lieber den Kontakt mit mir trennen als ein vernünftiges Gespräch zu führen.

Seit der Familientrennung letzter Woche, habe ich mich dazu entschlossen auf YouTube Aufklärungs-Videos zu machen und meine Geschichte und Erfahrung in Scientology zu zeigen. Ich möchte auch aufmerksam machen, dass obwohl Scientology stetig schrinkt, sie in vielen Ländern so wie auch in der Schweiz einen Halt haben.»

Es ist einfach nur traurig, und wir sind ohnmächtig, dass Scientology immer wieder absolut skrupellose Methoden anwendet. Wir wünschen Samuel von Herzen, dass er mit diesem Trennungsbefehl früher oder später umgehen kann und dass die Narben, die so etwas hinterlässt, irgendeinmal ganz verschwinden.

Seit ein paar Tagen hat Samuel einen eigenen Youtube Kanal und wir laden euch alle herzlichst ein, ihm aktiv zu folgen und seiner Aufklärungsarbeit zuzuhören.

Hier noch das gestrige Interview auf Youtube mit Jeff (PTSforLife) und Samuel (TheSPChef):

Sektenkinder kennen keinen Kinderschutz!

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